deutscher Jurist; Dr. jur.
* 1903 Chemnitz
† 23. September 1953 Sowjetunion/hingerichtet
Herkunft
Walter-Erich Linse, der Rechtswissenschaften studiert und zum Dr. jur. promoviert hatte, war nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner Vaterstadt Chemnitz als Rechtsanwalt und Geschäftsführer der dortigen Industrie- und Handelskammer tätig. Anfang April 1949 floh L. von Chemnitz nach Westberlin, wo er im Jan. 1951 in den "Untersuchungsausschuß freiheitlicher Juristen" eintrat und sich dort fortan vor allem mit rechtswidrigen Enteignungen in der DDR befaßte. Bald rückte er zum Leiter der Abteilung Wirtschaftsrecht des Ausschusses auf.
Als L. am Morgen des 8. Juli 1952 seine Wohnung in der Gerichtsstraße im amerikanischen Sektor verlassen hatte, wurde er wenig später unter Anwendung brutaler Gewalt - um seinen Widerstand zu brechen, schoß man ihm ins Bein - von vier Männern in ein Auto gezerrt und (durch den schon vorher geöffneten Schlagbaum auf Ostberliner Seite) in den sowjetischen Sektor entführt. Verfolgende Privatfahrzeuge vermochten die Täter mit ihren Schußwaffen und durch verstreute scharfkantige Metallteile abzuschütteln.
Das Verbrechen, das als einer der spektakulärsten Entführungsfälle der Nachkriegszeit in die Geschichte einging und dessen erfolgreiche Durchführung in einem Ostberliner Lokal gefeiert wurde, löste weltweites Entsetzen aus. 20.000 Westberliner protestierten vor dem Schöneberger Rathaus. Ernst Reuter, Regierender ...